Aspekte einer Psychologie des Ich

Die Bezeichnung ›Ich-Psychologie‹ wurde ursprünglich in der frühen Psychoanalyse geprägt. Wir sehen die Psychologie des Ich als Aufgabenstellung für eine zukunftsfähige Psychologie und für einePsychotherapie der freien Individualität.
Die Anthroposophie Rudolf Steiners und die Psychoanalyse Sigmund Freuds waren Parallelentwicklungen im ersten Viertel des 20. Jahrhunderts. Steiner hat sich zwar vielfach kritisch auf die Psychoanalyse
bezogen, ihr aber in der Intention zugestimmt, methodisch Bewusstsein und damit Autonomie des Ich gegenüber früher Unbewusstem zu ermöglichen. Das Verhältnis von menschlicher Seele und individuellem Ichsoll in der Anthroposophie aus der Beziehung von Leib, Seele und Geistbegriffen und – hierin besteht eine methodische Besonderheit – in diesem Begreifen auch konstituiert werden. Aus dem Vorwort der Autoren
Prof. Dr. Dr. Wolf-Ulrich Klünker ist Begründer der DELOS-Forschungsstellefür Psychologie (Berlin). Seit 2014 ist er Professor für Philosophie und Erkenntnisgrundlagen der Anthroposophie an der Alanus Hochschule.
Dr. med. Johannes Reiner ist Allgemeinarzt und mit eigener Praxis als Psychiater und Psychotherapeut in Stuttgart tätig. Er ist Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Anthroposophische Psychotherapie, DtGAP.
Maria Tolksdorf ist Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin,
Verhaltenstherapeutin und Supervisorin und in eigener psycho-
therapeutischer Praxis tätig.
Roland Wiese ist Sozialtherapeut und Supervisor. Er ist Mitbegründer des Umkreis e.V. – Verein zur Förderung sozialer Hilfen.
Das Buch ist am 15.Oktober 2016 im Verlag Freies Geistesleben erschienen.
Vom therapeutischen Willen zur wirksamen Kraft
von Wolf-Ulrich Klünker
Therapeutische Wirksamkeit hängt heute, d.h. unter den Bedingungen der Bewusstseinsseele, von meiner Beziehung zur Wahrheit ab. Dieses Verhältnis zur Wahrheit ist etwas anderes, als man sich gemeinhin vorstellt: es geht nicht um das Erkennen einer in irgendeiner Form gegebenen Wahrheit, nicht um das Erreichen eines zukünftigen Wahrheitszieles, nicht einmal um die Ausbildung bestimmter Erkenntnisfähigkeiten. Gemeint ist viel mehr ein unmittelbares individuelles Stehen in der Wahrheit, besser formuliert: ein aktuelles, situatives, persönliches sich Hineinstellen in die Wahrheit.
Therapeutische Wirkungen des Ich
von Roland Wiese
Anfängliche Gedanken zu Veränderungen im Verhältnis von Krankheit, Behinderung und Ich-Entwicklung in der Gegenwart
In der Gegenwart kann sich das Denken über Ursachen von Krankheit (und Behinderungen) in zwei Richtungen entwickeln. Die eine Richtung sieht Krankheit als Störung des normalen Lebens an, deren Ursache in der Vergangenheit liegt, eine andere Möglichkeit ist die Ursachen in der Zukunft zu sehen. Wer die Ursachen in der Zukunft sehen will, kann dies eigentlich nur mit dem Ich denken, denn solche Arten von Ursachen sind in der Welt nicht sichtbar vorhanden. Die Ursachen der Zukunft können eigentlich deshalb auch nur auf das Ich bezogen sein. Dabei sind beide Anschauungsweisen, und das wäre eine erste Veränderung zu Wirklichkeitsverhältnissen des 20. Jahrhunderts, nicht nur Deutungen der Wirklichkeit, sondern immer mehr jeweilige Wirklichkeit des Ich, welches mit diesen Anschauungen lebt. Auch die geisteswissenschaftliche Anschauung von Krankheit ist von dieser Verschiebung in Richtung des Ich betroffen. Ich und Krankheit haben dadurch ein anderes Verhältnis bekommen. Aussagen über Krankheiten werden tendenziell immer unwichtiger, weder die Ursache, noch die Behandlung oder gar die Prognose von Krankheiten sind aus den Krankheiten selbst zu finden. Auch alle äußeren Annahmen über die Innenwirklichkeit der Erkrankungen werden immer fragwürdiger. Dies gilt natürlich auch für alle psychologischen Vermutungen. Damit werden auch alle ‚alternativen‘ oder ‚komplementären‘ Verfahren und Methoden fragwürdig. So ist ja beispielsweise die ‚Homöopathie‘ aus dem Selbstversuch entstanden und in der Folge katalogartig festgehalten worden, welches Mittel wie wirkt. Es handelt sich insofern immer um Vergangenheitserfahrungen, die auf mich angewendet werden. Auch ist vielen Behandlungsverfahren ein Typenkonzept zugrundeliegend. Das Ich ist aber kein Typus. Die Ursache der Krankheit liegt heute eben nicht mehr in meinem Typus, sie liegt in meinem Ich. Wie kann unter solchen Verhältnissen überhaupt noch eine rationale Therapie stattfinden?
Zwischen Leben und Tod – Vom Leben auf der Grenze
Drei Aufsätze von Roland Wiese sind im Jahr 2008 in Folge in der Wochenschrift „Das Goetheanum“ (Nr. 6/10/14 2008) erschienen.
Eine Sonderausgabe können Sie für eine Schutzgebühr von Euro 5,- über uns beziehen.
Gedichtband "Worte"
von Isabel Joekel - ausgewählte Gedichte von 2008 bis 2010
Im November 2010 von Isabel Joekel und dem Umkreis e.V. unter Edition Umkreis herausgegeben.
Für eine Schutzgebühr von Euro 10,- kann der Gedichtband bezogen werden.